Pullis mit Ohren und Mähne – Jungunternehmerin fertigt Kinderkleidung nach Wunsch

Jungunternehmerin Kimberly Jones fertigt auf Bestellung Kinderkleidung. Mit dem Preisgeld aus dem Gründungswettbewerb Startup-Impuls eröffnet sie nun einen Laden in Döhren.

Hannover Für eine Frau, die eigentlich nicht nähen kann, ist Kimberly Jones weit gekommen. Die Jungunternehmerin hat jetzt einen kleinen Laden mit selbst gefertigter Kindermode in Döhren eröffnet. Im Internet verkauft sie ihre Entwürfe, die auf den individuellen Wünschen der Kunden basieren, seit anderthalb Jahren: Pullis, Strampelanzüge, Latzhosen und Kleidchen, oft mit großen aufgenähten Tiergesichtern aus verschiedenen Stoffarten. Bei Füchsen und Hasen stehen die Ohren ab, Pferde haben eine Mähne, die sich flechten lässt.

Feuerwehrauto mit Rolltor auf dem Pulli

Die Motive entstehen aus dem, was die Eltern über die Vorlieben ihrer Kinder erzählen. Jones zeigt eine Latzhose mit appliziertem Hundekopf. Darunter ist der Schriftzug „Wau wau“ eingestickt. „Das Kind wiederholt diese Worte offenbar in Dauerschleife.“ Für einen Jungen, der sich sehr für die Feuerwehr begeistert, sollte Jones ein Feuerwehrauto auf den Pulli nähen. Sie brachte darüber ein graues Stück Stoff an. Dieses „Garagenrolltor“ lässt sich mit zwei Reißverschlüssen öffnen und schließen.

Dreidimensionale Ohren zum Anfassen

„Ich versuche oft, 3D-Details unterzubringen, damit die Kinder etwas zum Knibbeln haben“, erzählt die Autodidaktin. Löwenohren hat Jones kürzlich mal mit knisternder Folie gefüllt. „Kleine Kinder begeistern sich für solche Reize“, sagt die gelernte Erzieherin und studierte Sozialpädagogin.

Bisher vertreibt die 30-Jährige ihre individuell gefertigte Kinderkleidung im deutschsprachigen Raum per Instagram unter dem Label Emmilo, eine Kombination der Vornamen ihrer Kinder. Im März bekam sie dafür im Gründungswettbewerb Startup-Impuls der hannoverschen Wirtschaftsförderung den Preis für „Solo-Starter“. Das Preisgeld von 10.000 Euro hat sie jetzt in den Laden an der Fiedelerstraße mit offener Werkstatt gesteckt. Ab Juli arbeiten dort neben ihr eine Mitarbeiterin in Teilzeit und zwei in Minijobs.

Start mit der Schultüte für die Tochter

Dabei war die Jungunternehmerin lange davon überzeugt, nicht nähen zu können. Doch vor zwei Jahren wollte sie unbedingt die Schultüte für ihre Tochter Emmi selbst machen. Für den Monsterkopf mit Ohren und schiefen Zähnen, zwischen denen Pinseln steckten, brauchte sie fast drei Wochen. Dann folgten ein Strampler für den jetzt zweijährigen Milo und eine Latzhose mit Hasenohren. Jones stellte Fotos ihrer Werke stolz ins Netz, tauschte mit anderen Erfahrungen aus. Und plötzlich fragten Menschen, ob sie bei ihr bestellen könnten. „Ich war alleinerziehend und im Studium. Das war perfekt, um etwas Geld dazu zu verdienen.“

Die junge Mutter nähte abends und nachts, kalkulierte die Preise viel zu niedrig. Wenn sie technisch nicht weiter wusste, studierte Jones Anleitungen im Netz. Die Wirtschaftsförderer halfen, das kleine Unternehmen mit realistischen Kalkulationen aufs Gleis zu setzen. Und nun können Kinder bald im Atelier selbst beobachten, wie ihr Wunsch-Pulli entsteht. Für Fans mit besonderen Vorlieben kommen auch Motive wie eine Steckerleiste mit Kordel statt Kabel auf die Kleidung.

Von Bärbel Hilbig